Rückblick auf die 16. Leipziger Typotage am 8. Mai 2010, Druckkunst 2.0
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Eine neue Ära in Druck und Typografie
Die 16. Leipziger Typotage drehen sich am 8. Mai um die „Druckkunst 2.0“


Schrift oder Bild, digital oder analog, Kunst oder Handwerk? Die zehn Referenten der
Leipziger Typotage widmen sich am 8. Mai 2010 mit dem Thema „Druckkunst 2.0“ den
zahlreichen alten und neuen Rivalitäten in Druck und Typografie. Auf Einladung der
Gesellschaft zur Förderung der Druckkunst kommen bereits zum 16. Mal Fachleute aus
der Druck- und Gestaltungsbranche sowie Studenten und Interessierte im Museum für
Druckkunst Leipzig zusammen.

Die Welt verändert sich, digitale Prozesse gewinnen immer mehr an Bedeutung. Das
generiert sowohl neue Anforderungen als auch bahnbrechende Möglichkeiten für Kunst,
Design und Produktion. Aus ihrem jeweiligen Blickwinkel beleuchten der Verleger Robert
Klanten von Die Gestalten (Berlin), die Schriftdesigner Veronika Elsner und Günther Flake
von Elsner+Flake (Hamburg), der Typograf Erhard Kaiser (Leipzig), Nina Schütte und
Jörg Petri von der Edition Kopfnote (Berlin), Marc Mittelstaedt von Giesecke & Devrient
(München) und Wolfgang Schubert vom Lichtdruck-Kunst Leipzig e. V. die Zukunft
klassischer Printerzeugnisse. Ein besonderes Highlight ist das Streitgespräch zwischen Prof.
Jay Rutherford und Prof. Frank Hartmann. Die beiden Professoren der Bauhaus-
Universität Weimar diskutieren ihre kontroversen Ansichten zum Thema „Schrift versus
Bild“. Moderatorin der Leipziger Typotage ist Prof. Ulrike Stoltz (Hochschule für Bildende
Künste Braunschweig). Zum ersten Mal unterstützt in diesem Jahr auch das renommierte
Branchenmagazin „Slanted“ die Fachtagung als Medienpartner.

„Es ist uns in den letzten 16 Jahren gelungen, die Leipziger Typotage zu einer Institution
in der Branche zu machen. Darüber hinaus haben wir es geschafft, ein offenes Forum
auch für Fachfremde zu sein. Die Leipziger Typotage stehen für einen
branchenübergreifenden Austausch zu aktuellen Themen in einer anregenden und
inspirierenden Atmosphäre im Museum für Druckkunst Leipzig“, versichert die
Museumsdirektorin Dr. Susanne Richter.

Die Zukunft der Druckkunst

Am 8. Mai 2010 treffen sich wieder Experten und Neugierige zu den Leipziger
Typotagen. Veranstaltungsort ist traditionell das Museum für Druckkunst Leipzig. Dr.
Susanne Richter, Direktorin des Museums, gab nun Auskunft über die Anfänge dieser
Veranstaltung, das Programm 2010 und die Pläne für die Zukunft der Fachtagung.

Die Leipziger Typotage finden inzwischen zum 16. Mal statt. Wie hat sich die
Veranstaltung entwickelt?


Wir haben 1995 mit den ersten Leipziger Typotagen begonnen. Sie waren sehr eng mit
der Typografiekunst verknüpft. Geladen wurden renommierte Schriftdesigner wie
Günter Gerhard Lange und Kurt Weidemann, um über ihre Erfahrungen mit Schrift zu
sprechen. Inzwischen widmen wir uns wie mit unserem diesjährigen Thema „Druckkunst
2.0“ auch einem breiteren Themenspektrum. Wir versuchen damit einen Brückenschlag
zwischen gestern und morgen. Im Museum für Druckkunst Leipzig beziehen wir uns
meist auf das klassische Printmedium. Druckkunst ist aber auch ein Thema im digitalen
Kontext. Wir wollen nachfragen, welche Verbindungen zwischen diesen Medien
existieren, welche Trends es gibt und wohin uns der beschrittene Weg führt.

Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen?


Das Museum und die Gesellschaft zur Förderung der Druckkunst e. V., die die Leipziger
Typotage ausrichten, haben sich der Druckkunst verschrieben. Wir möchten im größeren
Rahmen nach der Zukunft dieser Kunstform fragen. Die Themen für die Leipziger
Typotage liegen meist schon in der Luft, sie kristallisieren sich aus Gesprächen mit
Referenten und Teilnehmern. Es sind Themen, die uns selbst interessieren und die einen
Bezug zu unserer Tätigkeit haben.

Auf welchen Beitrag oder Referenten freuen Sie sich persönlich am meisten?


Wir haben einen hochrangigen Vertreter vom Verlag „Die Gestalten“ geladen. Der Verlag
hat in der Publikation „72 dpi“ innovatives Webdesign in einem Buch zusammengefasst
und erfolgreich vertrieben. Solche Brückenschläge zwischen verschiedenen Medien
machen die „Druckkunst 2.0“ für mich interessant.

Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft werfen. In welche Richtung entwickelt
sich Ihre Veranstaltung? Welches Profil werden beispielsweise die Leipziger
Typotage 2020 haben?


Eine Prognose ist schwierig, da im Bereich Medien viel passieren wird. Mich würde es
freuen, wenn sich die Typotage als Podium jenseits kommerzieller Veranstaltungen
etablieren. Hier sollen Liebhaber des Innovativen und des Traditionellen
zusammenfinden.

Exposees aller Refrate



Veronika Elsner und Günther Flake

Elsner+Flake Type Consulting GmbH

Referat:  Â„Vom Blei zum Bit – Bedeutet digitalisieren manipulieren?“

Ausgehend von der Kristall Grotesk wird die Frage gestellt, ob durch geänderte Nutzungsbedingungen Manipulationen an digitalisierten Schriftbildern erforderlich sind.

Ein Blick auf die aktuelle Situation der „Ware“ Schrift dient als Ausgangspunkt für eine Prognose der Entwicklung und Anwendung von digitalen Fonts der nächsten Jahre.

Erhard Kaiser

freischaffender Schrift-Designer, Leipzig

Referat:  Â„Schrift: nach wie vor anders oder nicht?“

Sind Schriftdesign und Schriften heute anders als »früher« oder nicht?
Wie muß eine Schrift heute sein? Ist sie heute anders als gestern?
Lesen wir heute anders als früher (oder nur weniger)? Haben sich vielleicht außer
den Technologien und Werkzeugen die gesellschaftlichen Bedingungen geändert?

Der bewußt unklare, widersprüchlich-verstrickte Titel soll das Problem andeuten,
über die (lateinische) Schrift und deren gegenwärtige Entwicklung klare Aussagen
zu machen. Trotzdem werde ich in meinem Vortrag konkrete Aussagen treffen.

Mein Vortragstitel klingt wie ein Kabarettprogramm und ist auch satirisch gemeint.
Ist bei Schrift alles neu, alles anders? Pustekuchen. Räder sind nach wie vor rund
und drei mal sieben sind einundzwanzig.
Das vermeintlich Andersgewordene bestätigt meistens das Gleichbleibende.
[Keine Angst, mein Vortrag wird keine Philosophie-Vorlesung]
So furchtbar verbissen ist es gar nicht gemeint. Sonst würde man ja irre.
Sind wir Heutigen die »Größten« und können alles besser? Nein, wir haben nur
bessere Werkzeuge. Die Werkzeuge sind aber nur Mittel zum Zweck. Was also ist
mit dem »Zweck«? Nutzen wir die Erfahrungen der Altvorderen wirklich oder
erfinden wir die Glühbirne ständig neu, wo sie doch inzwischen sogar verboten ist?
War die Gegenwart (= die lebenden Menschen), vor allem die Jugend, schon
immer so naßforsch? Ja, zu allen Zeiten. Das muß so sein.
Es sind verrückte Zeiten. Das haben die Menschen schon immer gesagt.

In der zweiten Hälfte meines Vortrages:

Typoart-Schriften (spielten bei vergangenen Typotagen oft eine große Rolle)

Zeigen und Erläutern eigener Schrift-Werbungen und Schriften

Sortimentsbreite einer Schrift, Font-Umfang: die Fonts werden größer,
die Welt »kleiner«, Globalisierung, Global Fonts …

und einige weitere Aspekte zu aktuellen Entwicklungen auf dem Schriftmarkt

Robert Klanten

Die Gestalten Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Referat:  Â„Digital denken, analog speichern“

Unser Verständnis von Information und Text hat sich unter dem Einfluss des Internets drastisch verändert.

Robert Klanten beschreibt die Auswirkungen dieses Einflusses auf der heutigen Gestaltung, sowie die Freiräume und Möglichkeiten für Printprodukte, die dadurch entstehen.

Marc Mittelstaedt

Giesecke & Devrient GmbH, München

Referat:  Â„Kunst und Druck im Wertpapier“

Marc Mittelstaedt hält einen Vortrag über die Entwicklung von Wertpapieren. Dabei beleuchtet er zunächst die Hintergründe sowie den Zweck dieser Druckerzeugnisse und umreißt die verschiedenen Herstellungsverfahren.

Im Zentrum seines Vortrags steht die Einteilung von Wertpapieren in Gestaltungsepochen und deren typografische Elemente bzw. Merkmale.

Den Abschluss seiner Ausführungen bildet ein Ausblick in die künstlerische und handwerkliche Zukunft in diesem Drucksegment.

Nina Schütte und Jörg Petri

Edition Kopfnote, Berlin

Referat:  Â„Digilog – ein Dialog von Tinte und Toner, Korrex und Kopierer“

„Digilog“ ist ein Buch-Objekt mit und im weiteren Sinne über Filmdialoge, die in kontrastierende, teilweise auch komplementäre Postionen zerlegt, und entweder „analoge“ oder „digitale“ Druckverfahren transformiert wurden. Auf diese Weise treten textliche, materielle, visuelle und haptische Entitäten in ein distinktives und in vielerlei Hinsicht verwobenes Zwiegespräch.

Wir wollen die Vorstellung und Vorschau von „Digilog“ nutzen, um unsere Position zu den Konzepten analog und digital freizulegen, die im Bereich Druck und Typografie weitreichend wie kontrovers diskutiert und als teilweise kontrapunktische Haltungen gehandelt werden.

Nach unserem Verständnis sind digital und analog sich ergänzende Paradigmen, die ohne das jeweilige Gegenüber nicht betrachtet werden können.

Wir verstehen sie als Aggregatzustände medialer Repräsentation, als Seins-Zustände von Bild oder Text.

Wir sehen digitale wie analoge Druckverfahren als Ausdrucksmittel und wollen deren Eigengesetzmäßigkeiten produktiv als gestaltendes Elemente nutzen.

Prof. Jay Rutherford

Professur Visuelle Kommunikation – Typografie, Bauhaus-Universität Weimar

Prof. Frank Hartmann

Professur Geschichte und Theorie der Visuellen Kommunikation, Bauhaus-Universität Weimar

„Streitgespräch Schrift versus Bild“

Ein besonderes Highlight ist das Streitgespräch zwischen Prof. Jay Rutherford und Prof.
Frank Hartmann. Die beiden Professoren der Bauhaus-Universität Weimar diskutieren
ihre kontroversen Ansichten zum Thema „Schrift versus Bild“.

Wolfgang Schubert

Vorsitzender Lichtdruck-Kunst Leipzig e. V.

Referat:  Â„Lichtdruck-Kunst in digitaler Zeit“

Der Lichtdruck stellt das beste Druckverfahren zur Wiedergabe von Halbtonvorlagen dar, das speziell für Faksimile-Reproduktionen genutzt wird und seinen Höhepunkt zwischen 1890 und 1950 hatte. Dieses photomechanische Edeldruckverfahren geht auf die Entdeckungen von Alphonse Poitevin 1855 zurück. Josef Albert in München führte den Lichtdruck zur industriellen Nutzung.

Kurze Einführung in die Technologie des Lichtdrucks und Aufzeigen der Aktivitäten in Japan, England und USA zur Verbindung moderner Techniken und Technologien mit dem traditionellen Handwerk.

Auf digitalem Weg können nur die Kopiervorlagen annähernd die Halbtonqualität erzielen. Es muss jedoch weiterhin von der Glasplatte mit Gelatineschicht gedruckt werden, um die Brillanz eines Lichtdruckes zu erreichen. Es wird deutlich, dass dieses Handwerk erhalten werden muss.

Abschließend werden die Möglichkeiten der Herstellung von Lichtdruck-Original-Grafik dargestellt.



      siehe auch: Pressemappe Leipziger Typotage 2010
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